Vom Umgang mit Sorgen

Gedanken können wie ein Gefängnis sein, wenn sie kreisen und kreisen; Sorgen und Ängste, Zweifel und Selbstzweifel.

 Jesus Christus lädt uns ein (Matthäus 11, 28-30):

"Komm doch zu mir, die du dich abmühst und deine Lebenslasten trägst. Ich will dich erquicken ... und in dir wird Ruhe einkehren."

 

Es gibt eine Übung, um dieses Versprechen zu verinnerlichen. Mein Körper hilft meinem Kopf, dass diese Zusage auch für mich zur Wirklichkeit wird. Wenn du magst, kannst du die Übung mit einem Gebet beginnen. (z.B. Hier bin ich, Gott, ich sehne mich nach Erfrischung, nach neuer Kraft und tiefem Frieden. Amen.)

 Nimm dich wahr, wie du gerade da bist; deinen Körper und deine Verfassung - ohne dies zu bewerten. So, wie es ist, so darf es sein. Dann nimm dir mehrere Zettel und  einen Stift und schreibe je auf einen Zettel eine Sorge oder eine Angst, ein Problem - etwas von dem, was du gerade trägst. Damit nimmst du sie sozusagen mal aus deinem Kopf heraus. Du kannst in deiner Vorstellung jedes dieser Zettel/Probleme in ein extra Päckchen verschnüren und dann in einen vorgestellten (oder auch in echt) Rucksack tun und setz ihn auf. Du läufst ein bisschen umher und spürst diese Pakete nicht im Kopf sondern auf deinen Schultern und Rücken. Dort sind sie jetzt und du trägst sie. Vielleicht kannst du ihr Gewicht spüren?  Wie fühlen sich deine Schultern und dein Nacken an? Wie ist deine Körperhaltung und wie deine Atmung?

Jetzt gönne dir eine Pause. Nimm den Rucksack (in deiner Vorstellung) ab, suche dir einen Platz (sitzend oder liegend oder wie Pause für dich schön ist) und stelle den Rucksack (gefühlt) so hin, dass du ihn sehen kannst - weil er zu dir gehört - aber er mit seinen Lasten dich nicht anspringen und du dich frei fühlen kannst. Nun nimm deinen Körper in Berührung zu deinem Platz, wo du bist, wahr (die Berührung zum Sessel, zur Couch, deinen Kopf , die freien Schultern...) Lausche auf deine eigene Atmung und stell dir vor, dass du bei jedem Ausatmen etwas von deiner Anspannung auf deine Unterlage abgibst. Wo erfährst du aus deiner Erfahrung das Gefühl von Unbeschwertheit und Erholung - versuche es in dir abzurufen; z.B. du liegst auf einer grünen Wiese und lauschst den Vögeln - oder du sitzt im Strandkorb, beobachtest den Sonnenuntergang und hörst das gleichmäßige Rauschen der Wellen - oder du sitzt an einem Gebirgsbach und erfrischst Hände und Gesicht ....- suche dir ein Bild/einen Ort und eine stelle dir dies mit allen Sinnen vor. 

Du hörst Jesu Einladung: "Komm zu mir, die du dich abmühst und deine Lasten trägst, Ich will dich erquicken!"

Jesus lädt DICH ein und er möchte DIR Erquickung schenken. Versuche auf deiner Zunge das Wort "erquicken" zu schmecken, die Frische und die Lebendigkeit zu fühlen. (wenn das Wort dir fremd ist, kannst du es auch mit "erfrischen" versuchen) Nimm dich selbst wahr, im Ruhen und Entspannen: deinen Rücken, deine Beine, deine Atmung, deine Schultern, deinen Brustkorb, deinen Kopf!  Wo in dir merkst du Erleichterung und den Freiraum? Gibt es eine Melodie, ein Lied, eine Bewegung, ein Bild , ein Wort, dass du in diesem Freiraum genießen kannst? Wenn ja, versuche es dir zu merken für den Alltag! Magst du dich bei Jesus bedanken für dein inneres Bild, für das Abladen können und das Erquicken?

Nun ist es Zeit, wieder aufzustehen. Stell dich innerlich drauf ein, den Rucksack wieder aufzunehmen, in dem du deine weiten Schultern und deine freie Atmung spürst. Höre Jesu Angebot: "Lerne von mir, denn ich habe eine Tragehilfe: Mit allem, was du trägst und dich ausmacht, bist du bei unserem himmlischen Vater eingebettet. ER hält alles. Ich bin bei dir in jedem Moment und verurteile dich nicht. Du wirst Ruhe und Gelassenheit in dir finden. Dann wird dich deine Last nicht mehr so runterdrücken." 

In deiner Vorstellung kannst du jetzt deinen Rucksack aufnehmen. Jesu Versprechen sind wie eine Rucksackveränderung - du hast jetzt gepolsterte Gurte, einen Brust-und Hüftgurt, eine Belüftung am Rücken, wenn du ins Schwitzen kommst. Jesu Versprechen macht es möglich, dass du deine Last anders trägst. Ob dies dein Körper schon wahrnimmt?  Lass dir Zeit, die Ruhe zu erspüren und zu genießen. Gib dabei den Druck ab, etwas leisten oder regeln zu müssen. Erlaube dir, die Weite in deinem Brustraum zu spüren. Martin Luther übersetzt Jesu Worte: "Sanft ist meine Hilfe und leicht ist meine Last."  Vielleicht kannst du diese Worte "sanft" und "leicht" dir zusprechen und in deinen Körper hineinnehmen - in den Hals- und Schulterbereich. Zum Schluss nimm noch einmal deinen Atem wahr, wie er kommt und geht - dich versorgt und entlastet.

Jesus sagt zu dir: "Komm, ich lade dich ein zu mir  (immer wieder), die du dich abmühst mit deinen Lasten. Ich biete dir Hilfe an und meine es gut mit dir. Du wirst Ruhe finden in deiner Seele. Denn sanft ist meine Hilfe und leicht wird die Last, die du trägst." (nach Matthäus 11, 28-30) Amen.

 

Literaturhinweis: "Wie der Glaube zum Körper kommt" von Peter Lincoln und "In mir wohnen" von Margaret Lincoln; beides Verlag Neukirchener Aussaat