Auferstehung - für mich

Auferstehung heißt eben nicht, dass das Leid zu Ende ist und jetzt und hier alles gut ist, sondern es gibt ein Weiter, ein Danach, etwas Neuses in einer Qualität, die unseren Vorstellungen enthoben ist. Es gibt etwas Größeres, in das selbst der Tod, der Justizmord, die zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit eingebettet sind - GOTT.

 

Karfreitag und Ostern, Jesu Kreuzigung und Auferstehung in drei Tage hineingequetscht, nicht zu begreifen. Wer einen Angehörigen verliert, egal ob plötzlich oder "gewusst", der Tod ist immer unerwartet, unbegreiflich, reist Löcher ins Leben und braucht viel Zeit, um irgendwie verarbeitet zu werden. 

Ich möchte Dich mit hineinnehmen in eine Geschichte, die uns Lukas erzählt (Kapitel 24,13-35)

Ich gebe Dir eine Anleitung in Form der sogenannten ignatianischen Schriftbetrachtung:

 

1. Suche dir einen Platz, wo du ungestört für 15- 30 Minuten sein kannst. Wenn möglich, kannst Du Dir eine Kerze anzünden. Versuche Dich selbst wahrzunehmen: welche Gedanken rasen durch Deinen Kopf und wie fühlt sich Dein Körper an von den Füßen bis zum Kopf. Macht sich etwas bemerkbar, Schmerzen oder Verspannungen, Müdigkeit, Unruhe. Du brauchst nur wahrnehmen, BITTE NICHT bewerten oder beurteilen! So, wie es jetzt ist, darfst Du in Gottes Gegenwart sein, Gott lädt Dich so ein - bei ihm bist DU so willkommen! 

2. Ein Gebet so oder ähnlich: Mein Gott, hier bin ich mit allem, was mich ausmacht und bewegt. Meine Sehnsucht treibt mich zu dir, bahne du dir einen Weg zu mir. Schenk mir offene Sinne und ein hörendes Herz für dich. Danke, dass es in deiner Liebe ein Platz für mein unruhiges Herz gibt. Amen.

Hast Du einen  konkreten Wunsch oder Sehnsucht, so sprich dieses aus - alles, was Dich umtreibt, kannst Du Jesus sagen.

3. Der Bibeltext (nach Lukas 24, 13-35) - Lies den Text langsam. Es ist der späte Nachmittag/Abend des Ostersonntags.

Zwei der Jünger wandern von Jerusalem nach Emmaus, das 10 km entfernt liegt. Unterwegs reden sie; sie reden von all den Ereignissen der letzten Tage. Ihr Herz ist voll und immer wieder - Details, Fragen, Überlegungen, Verzweiflung, Tatsachen, Meinungen. Sie reden. Sie sind nicht die einzigen, die unterwegs sind. Da ist einer, der sich zu ihnen gesellt, mit ihnen geht und ihnen einfach zuhört. - Im Bibeltext erfahren wir, dass es Jesus ist, der von den beiden aber nicht erkannt wird. - Schließlich mischt er sich in ihr Gespräch ein mit der Frage: "Worüber sprecht ihr eigentlich?" Kleopas, einer der beiden, ist völlig verwundert und traurig: "Wie kannst du das nicht wissen, wo ganz Jerusalem davon spricht?"  Jesus fragt: "Was denn?" Noch einmal erzählen sie ganz von vorn, wie alles angefangen hat, von ihren Erlebnissen und Erfahrungen, von ihren Hoffnungen und Träumen, vom Zwiespalt im Volk, vom Messias und der Enttäuschung und von der "Krönung" - das leere Grab, das Reden der Frauen und dem  erlebten Nichts. Jetzt, wo ihre Verzweiflung, Enttäuschung und ihre Fragen ausgesprochen sind, geht Jesus darauf ein: "Musste das nicht alles so geschehen?" Und Jesus erklärt und erklärt. Die Wanderzeit vergeht zu schnell. Ehe sie sich versehen, kommen sie nach Emmaus. Der Fremde (Jesus) will weitergehen, doch nein, sie wollen es nicht. Ihr Herz spürt etwas und sie drängen ihn: "Bleib doch hier und übernachte hier. Es ist schon dunkel." Jesus lässt sich drängen, er bleibt, er geht mit ins Haus und sie bereiten das Essen. Alle drei sitzen sie am gedeckten Tisch. Da nimmt Jesus das Brot, spricht das Dankgebet, teilt es und gibt es Ihnen. Da wurden ihre Augen geöffnet und sie erkannten ihn. Und Jesus verschwand vor ihnen. - so übersetzt Martin Luther das, was in den beiden Jüngern geschieht. Jetzt fällt es ihnen wie Schuppen von den Augen: "Haben wir nicht im Innersten gespürt, dass es Jesus ist, als er mit uns sprach und uns die Heilige Schrift erklärte?" Nun hält sie nichts mehr, auch nicht die Dunkelheit. Sofort machen sie sich auf den Weg nach Jerusalem, noch einmal 10 km laufen oder rennen. Und sie finden die Jünger beieinander und ganz aufgeregt: "Der HERR ist auferstanden! ER ist wirklich auferstanden und Petrus erschienen!" Und nun erzählen sie sich gegenseitig, was sie erlebt haben und wie sie IHN erkannt haben ..... 

Lies die Geschichte noch einmal und versuche Dir die Geschichte vorzustellen: den späten Nachmittag, die Dämmerung, das Gespräch, der unbefestigte staubige Weg, die müden Beine und traurigen Herzen, die Fassungslosigkeit, der Schock, das nicht Weinen können trotz des tiefen Schmerzes und der Enttäuschung. Dann der Wanderer, der offen fragt und vor dem alles ausgebreitet werden darf bis es nichts mehr zu sagen gibt. Das Hören, der Weg und die Zeit, die viel zu schnell vergehen; der Wunsch, den Moment festzuhalten, ihn zu verlängern: Bleib bei uns .... Spüre in den Text hinein und finde deinen eigenen Platz als Mitwanderer, Zuschauer oder Beteiligter. Vielleicht bist du auch im Haus als Frau von Kleopas und erlebst dort die Szene....  - bekommst ein Stück vom Brot, erlebst die Veränderung der beiden Jünger .....

4. mögliche Impulsfragen:

Welche Erwartungen hatte/habe ich an Jesus? Habe ich Erwartungen?

Wo und wann bin ich enttäuscht worden?

Was möchte ich IHM erzählen: meine Enttäuschungen, meinen Schmerz, meine Resignation, meine Fragen

- Ich halte mich Jesus mit all dem, was mich bewegt hin in der Gewissheit: ER ist jetzt da!

Gibt es in der Geschichte,etwas, was mich bewegt, mein Herz brennen lässt? 

Ich halte inne und lausche - was hat dies mit mir und meinem Leben zu tun?

Möchte ER mir etwas zeigen?

Die Ahnung und das Brennen im Herzen lässt die Jünger sagen: "Herr, bleibe bei uns!" Auch ich darf Jesus einladen, bei mir zu bleiben! Jetzt! 

5. Ich kann diese Zeit mit einem Gebet - Vaterunser beenden.

 

Diese Geschichte kann immer wieder einmal genommen und "durchfragt" werden. Jesus möchte mit mir mitgehen, ER möchte zuhören und wenn ich mein Herz ausgeschüttet habe, wird ER reden, antworten, erklären - durch die Stille, die Natur, Bibelworte, menschliche Begegnungen, Lieder und Musik, Gemeinschaft und Abendmahl  - durch und in meinem Leben.